Eleonore Frey

Geboren 1939 in Frauenfeld / Schweiz. Studium der Germanistik und Romanistik, Habilitation, Universitätsdozentin bis 1997. Lebt und arbeitet in Zürich als freie Schriftstellerin, Übersetzerin französischer und englischer Literatur; Filmkritikerin bei der NZZ, zahlreiche Beiträge in Literaturzeitschriften und Anthologien. Ihre Bücher im Literaturverlag Droschl: Notstand. Erzählungen, 1989. Schnittstellen. Erzählung, 1990. Gegenstimmen. Erzählung, 1994. Das Siebentagebuch. Erzählung, 1996. Lipp geht. Erzählung, 1998. Aus Übersee. Ein Bericht, 2001. Das Haus der Ruhe. Erzählung, 2004.

AUF DER SUCHE NACH GAR NICHTS ging ich an einem schönen Nachmittag in einem mir bis anhin unbekannten Teil der Stadt durch einen Park, als ich meinen Vater vor mir hergehen sah, Arm in Arm mit einer Frau. Die beiden setzten sich auf eine Bank. Ich blieb stehen, wohl noch bevor mein Vater mich gesehen hatte; es war an einem seiner Schmetterlingstage, und er war gleich nach dem Frühstück in seiner Jagdausrüstung aufgebrochen. Knickerbockers und Anorak. Mit Netz. Jetzt trug er einen Stadtanzug. Die Schmetterlingsfrau war ziemlich jung und trug ein getupftes Kleid. Die beiden waren im Gespräch, und mein Vater sah durchaus nicht aus, als ob er am Rand wäre. Sondern eher im Gegenteil, und das war, was ich mitten im Leben stehen hatte nennen hören.

(Aus Übersee. Ein Bericht)

© 2003-2007 Innsbrucker Wochenendgespräche - E-Mail - Impressum

Valid XHTML! Valid CSS!