Bart Moeyaert

1964 in Brügge geboren. Nach dem Abitur an der Kunsthumaniora in Gent studierte er in Brüssel Niederländisch, Deutsch und Geschichte. Seit 1995 freier Schriftsteller. Schreibt Fernsehdrehbücher, Theaterstücke, Bearbeitungen, Theateradaptierungen zu seinen Büchern, wobei er selbst als Erzähler auftritt; Theaterprojekte mit Musikern und Bildenden Künstlern (z.B. De Schepping /Am Anfang oder Broere /Brüder), Übersetzungen aus dem Deutschen (Ch. Nöstlinger, J. Schubiger), Englischen (C. Coman) und Französischen (Ch. Donner, F. Clément), verfasste jahrelang Artikel über Design für De Standaard Magazine. Er lebt in Antwerpen. Bücher in deutscher Übersetzung, Auswahl: Leander, Liselot und die Liebe. Peter Hammer 1998. Blosse Hände. Carlsen 1998, Tb bei Beltz & Gelberg 2000. Afrika hinter dem Zaun. Illustrationen Anna Höglund. Carlsen 1999. Was tun sie dort in Charlestown? Hanser 1999. Im Wespennest. Beltz & Gelberg 2000. Es ist die Liebe, die wir nicht begreifen. Beltz & Gelberg 2001. Am Anfang. Illustrationen Wolf Erlbruch. Peter Hammer 2003. Brüder. Hanser 2006. Olek schoss einen Bären. Illustrationen Wolf Erlbruch. Peter Hammer 2006. Alle Übersetzungen von Mirjam Pressler.

Unser Vater hatte eine Pfeife, die ihm beim Nachdenken half. Die Pfeife hing fest an einem Haken in seinem Mund, immer im selben Mundwinkel, so dass unser Vater die Hände frei hatte für ein Glas oder ein Buch oder einen Stift. Aus dem Mund unseres Vaters und aus dem Kopf der Pfeife kräuselte Rauch nach oben, immer der gleiche bläuliche Rauch, der unseren Vater wie ein eigenes Zimmer umgab.

Wir schlichen wie Diebe an seinem Sessel vorbei, wenn er rauchte. Wir hielten uns in einem gewissen Abstand vom Tabak, der sich uns aufdrängte, aber wir hatten vor allem Angst vor der Art, wie unser Vater rauchte. Seine Augen waren verschwommen wie die Wände seines Zimmers. Sein Blick war mehr nach innen als nach außen gerichtet.

(aus: Brüder)

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