Peter Waterhouse

1956 in Berlin geb., zweisprachig aufgewachsen an verschiedenen Wohnorten, u.a. in Südostasien. Studium der Germanistik u. Anglistik in Wien und Los Angeles, Doktorarbeit über Paul Celan. Lebt in Wien, Schriftsteller und Übersetzer, Gründer der Wolfenbütteler Übersetzergespräche. Lyrik und Prosa, Essays, Theaterstücke, Übersetzungen aus dem Engl. und Italien. (z.B. M. Hamburger, G.M. Hopkins, B. Marin, A. Zanzotto), Herausgeber. Werke (Auswahl): E 71. Mitschrift aus Bihac und Krajina. Residenz 1996. Die Geheimnislosigkeit. Essays. Residenz 1996. Prosperos Land. Jung & Jung 2001. Von herbstlicher Stille umgeben wird ein Stück gespielt. Engeler 2003. Die Nicht-Anschauung. Folio 2005. (Krieg und Welt). Jung und Jung 2006.

Am Morgen fragte das Kind den Vater: Bist du weit im Wald gewesen? Bist du in einem Fluß geschwommen? Hast du die Elephanten gehört? – Und in der Stille waren die Antworten. Sie lauteten: Wald, Wasser, schwimmen, Elephanten. Mit keiner Information ging der Wald auf, wuchs und duftete. Aus keiner Antwort leuchteten die Bananenblätter, duftete der Wald. Aus keiner Information waren die Elephanten im Wald. Aus keiner Antwort war der Wald. Die Flüsse flossen ungestört. Der Wald war so ungestört, er kribbelte über den Körper des Kinds. Aus keinen Worten waren die Eidechsen, und keine Worte sangen die Vögel. Aus keinem Wort duftete Ananas, Kokosmilch im wortarmen Wald. Still neben dem Vater sitzend, immer wieder eine Frage stellend, die der Vater nicht beantworten konnte, konnte das Kind beinahe hineingehen in die Wälder, beinahe die Tiere berühren. Indem der Vater nichts sagte vom Wald, hatte der Wald alle Düfte. Der Wald, so unerzählt, hatte jeden Geschmack, hatte alle Töne und Geräusche.

(Krieg und Welt)

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