Portrait Michael Donhauser
Photo: Gerald Zörner

Nico Bleutge


1972 in München geboren, studierte Neuere Deutsche Literatur, Allgemeine Rhetorik und Philosophie in Tübingen. Heute lebt er in Berlin. Für sein Schreiben wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Anna-Seghers-Preis (2006), dem Wilhelm-Lehmann-Preis (2011) und dem Erich-Fried-Preis (2012). Zuletzt erschienen: Fallstreifen (Gedichte, C.H.Beck, 2008), verdecktes gelände (Gedichte, C.H.Beck, 2013).

grauwacke. kaum mehr zu halten, kaum mehr zu haltendes grau 

einer landschaft. grau, verhüllt von feldgrau, zementgrau. dichtes

in schichten gelagertes grau dieser gegend. feldspat, chlorit. und

die rauchgrauen wehen, ziehend, im schlaf.

schon zerspellt die
bewegung. gehen, aufgehendes schleiern, gleiten im schauen, aal-

haut, wasserhaut, quarz. strömung aus grau, die sich öffnet

gleich wieder aufgesaugt wird. nur ein einschluß von kohle, kaum

mehr zu spüren, kaum mehr zu haltende schwingung der gegend

dämmern schon.

feuchte, innere graue flut, eisenfarbene
tiefe, näher dem boden, näher dem grundwogen zu. steingrau

und gußgrau, ununterbrochen, unaufhörliches schieben

von grau, das sich umstülpt, grau, das sich auflöst, zinn-

grau, basaltgrau, schelferndes grau.


Aus: verdecktes gelände (C.H.Beck, 2013)


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