Peter Stephan Jungk
1952 in Santa Monica/Kalifornien geboren, Schulzeit in Wien, Berlin und Salzburg. Regieassistenz am Basler Theater und bei verschiedenen Filmproduktionen. 1974-76 Studium am American Film Institute in Los Angeles. 1980 Studium an einer Bibelschule in Jerusalem. 1981 Übersiedlung nach Wien. Lebt seit 1988 als Schriftsteller, Übersetzer, Regisseur, Herausgeber und Journalist in Paris. Schreibt Romane, Erzählungen, Hörspiele, Radioessays, Drehbücher. Zuletzt erschienen: Der König von Amerika (Roman, Klett-Cotta 2001), Die Reise über den Hudson (Roman, Klett-Cotta 2005), Das elektrische Herz (Roman, Zsolnay 2011).
Da gellte, Augenblicke vor Spielbeginn, ein Schrei über den ganzen Platz und weit darüber hinaus: "Max! Max! Max!" Mom verlieh ihrer Stimme alles, was eine C-Picture-Filmschauspielerin an Stimmvolumen und -dramatik aus sich hervorzuzaubern imstande ist. (Du hattest ihr das Spiel wohlweislich verheimlicht. Sie erfuhr natürlich trotzdem davon.) Und wieder schallte es über den Sportplatz hinweg: " Max! Stop! Stop, Max!"
Die Zuschauerköpfe drehten sich alle in Mutters Richtung, sie aber kam direkt auf dich zugelaufen, du hast zu allen Kräften des Kosmos gebetet, im weichen Torboden zu versinken, doch nichts geschah. Quer über den Platz lief sie und brüllte dabei dich, deine Mitspieler, den Schiedsrichter an: "Bist du wahnsinnig geworden? Seid ihr wahnsinnig geworden? Er ist doch herzkrank! ..."
Aus: Das elektrische Herz (Zsolnay, 2011)