Portrait Ulrich Woelk
Photo: Bettina Keller

Ulrich Woelk


1960 geboren, in Köln aufgewachsen, studierte in Tübingen Physik und promovierte 1991 an der TU Berlin, wo er bis 1994 als Astrophysiker tätig war. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Berlin. Literarische Arbeiten seit den 1980er Jahren; Aspekte-Literaturpreis für das Debüt Freigang (1990). Bei dtv zuletzt erschienen: Einstein on the Lake. Eine Sommer-Erzählung (2005), Schrödingers Schlafzimmer. Roman (2006), Joana Mandelbrot und ich. Roman (2008), Was Liebe ist. Roman (2013), Pfingstopfer. Kriminalroman (2015). Im Hybriden-Verlag erschienen die Künstlerbücher Sputnik: ein Tagebuch (2007), Die Einsamkeit des Astronomen. Fragmente (2009) und Wernher von Braun: ein Libretto (2012).


Der Gemeindevorsteher öffnete das Tor. Die ersten Gottesdienstbesucher würden in etwa einer Stunde eintreffen. Der Turm mit dem Bronzekreuz war an drei Seiten von einer Ligusterhecke umgeben. Auf dem Weg dorthin lagen Blätter und kleine Zweige herum, die der Sturm von den Bäumen gerissen hatte. Hinter der Ligusterhecke verkündete eine bronzene Relieftafel auf einem hüfthohen Granitpult den Gemeindenamen. Als Erstes wollte der Gemeindevorsteher diese Inschrift von herabgewehtem Laub befreien. Er erreichte die Hecke und wandte sich nach rechts. Dann blieb er stehen, und ihm stockte der Atem. Er verstand zuerst nicht, was er dort sah.


Aus: Pfingstopfer, dtv premium, 2015


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