Portrait Oliver Bottini
Photo: Franz Scherhauer

Oliver Bottini


1965 geboren, lebt in Berlin. Für seine Kriminalromane erhielt er zahlreiche Preise, unter anderem viermal den Deutschen Krimipreis, den Radio-Bremen-Krimipreis, den Berliner Krimifuchs sowie zuletzt den Stuttgarter Krimipreis für Ein paar Tage Licht. Der erste Band der Louise-Bonì-Reihe, Mord im Zeichen des Zen, wurde 2014 mit Melika Foroutan in der Hauptrolle für die ARD verfilmt, weitere sollen folgen. 


Der Jardin d´essai, Algiers grünes Schmuckstück, Mitte des 19. Jahrhunderts vom Botanischen Garten zum Park gewachsen, mit Brunnen, Fontänen, Teichen, grandiosem Blick aufs Mittelmeer und die besiedelten Hügel. In der Allee der Drachenbäume ein paar wenige Spaziergänger, verschleierte Frauen mit Kindern, alte Männer. Amel saß auf einer Steinbank, dort, wo Eley sie vermutet hatte, wo sie sich vor dreieinhalb Jahren kennengelernt hatten. Ein Bein überschlagen, Kopftuch, Handtasche, Sonnenbrille mit großen, runden Gläsern, eine elegante, fast mondäne Araberin. So schien sie ein anderes Algerien zu repräsentieren als das heutige, eines der starken, freien Frauen. Und sie war stark, ihre Sehnsucht nach Sicherheit und Geborgenheit ließ ihn das manchmal vergessen. Sie hatte sich auf vermummte Mörder gestürzt, allein mit ihrer Mutter ein neues Leben in der Stadt aufgebaut, studiert. Hatte sich auf ihn eingelassen, den Nichtmuslim, den Ausländer.


Aus: Ein paar Tage Licht, DuMont, 2014


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