Portrait Doron Rabinovici
Foto: Reinhard Werner

Doron Rabinovici

1961 in Tel Aviv geboren, lebt seit 1964 in Wien. Er ist Schriftsteller und Historiker. U.a. 3sat- Stipendium des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs 1994, Bruno-Kreisky-Anerkennungspreis 1999, Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg und Jean-Améry-Preis 2002, Anton-Wildgans-Preis 2010, Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2010. Zuletzt erschienen: Andernorts (Roman, Suhrkamp, 2010), HerzlRelo@ded. Kein Märchen (Suhrkamp, 2016)

Am Freitag, wenige Stunden nach dem Pariser Attentat auf den Koscherladen sagten mir religiöse Freunde, sie fühlten sich zusehends nicht mehr sicher hier, wenn sie mit Kippah durch die Stadt gehen. Da setzte ich mir eine auf und flanierte in die Synagoge – und kaum dort angekommen, um nur meine Solidarität zu zeigen, wurde ich von meinen orthodoxen Freunden begrüßt, indem sie mir alle antimuslimischen Ressentiments servierten. Ich redete dagegen an. Wir wurden teils heftig. Der Rabbiner nahm in seinen Worten bei Tisch darauf Bezug und unterstützte mich, indem er sagte, wir dürften nicht der Barbarei unserer Feinde verfallen. Aber nach all dem Streit kamen sie zu mir und umarmten mich.

Aus: Herzl Relo@ded. Kein Märchen, Suhrkamp 2016

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